Abstract
Bislang übernahmen Schwellenländer in der Welthandelsorganisation (WTO) unter der Führung Brasiliens oder Indiens eine proaktive und gestalterische Rolle, indem sie neue Punkte auf die Agenda setzten oder Koalitionen bildeten. Zur besseren Berücksichtigung ihrer ökonomischen und finanziellen Bedeutung forderten sie im Rahmen der Reformen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank mehr Mitspracherecht. Unzufrieden mit den Ergebnissen dieser Reformen – und insbesondere mit deren langsamer Umsetzung – gründeten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS) im Juli 2014 einen alternativen Währungsfonds und eine neue Entwicklungsbank. Somit wurde zum ersten Mal eine Parallelstruktur zu den Bretton-Woods-Institutionen kreiert und die Vormachtstellung der USA in diesen Organisationen infrage gestellt. Diese Beispiele verdeutlichen, dass die alte, liberale, von den USA dominierte internationale Ordnung unter Anpassungsdruck steht und Machtverschiebungen in der globalen Governance stattfinden. Ferner zeigen sie, dass sich Schwellenländer nicht mehr als „rule-takers”, sondern vielmehr als „rule-makers” (Schirm 2005) verstehen.